Petersfield

Der Zug von London nach Portsmouth an der Südküste hat nach einer Stunde noch fünfundzwanzig Minuten zu fahren, wenn er in der Grafschaft Hampshire in Petersfield hält. Es ist dies ein Landstädtchen mit etwa fünfzehntausend Einwohnern, das sich aus einem Marktflecken, am Kreuzungspunkt mehrer vorzeitlicher Handelswege, entwickelt hat. Durchflossen von mehreren kleinen Wasserläufen liegt es eingebettet in die sanfte Hügellandschaft der South Downs, wobei Down in diesem Fall nicht Tal, sondern in Abwandlung des Wortes "Dunes" Düne oder Hügel bedeutet.

Ihren Namen hat die Stadt von der spätromanischen Peterskirche, die etwas erhöht über dem Marktplatz, dem Square, liegt. Auf diesem wurden seit den Anfängen bis nach dem zweiten Weltkrieg Viehmärkte abgehalten wurden, eine Tradition, die heute noch mit Markttagen zweimal in der Woche und einem monatlichen Bauernmarkt fortgesetzt wird.

Ein so historisch gewachsener Ort hat natürlich viel alte Bausubstanz, an der die deutschen Bomben des zweiten Weltkriegs nur wenig Schaden angerichtet haben. Selbst die Bausünden der sechziger Jahre halten sich in Grenzen. So gibt es viele Möglichkeiten bei einem Rundgang die alten Gebäude zu bewundern und die Erläuterungen auf großen blauen Plaketten an jedem Haus zu lesen, insbesondere, wenn man sich vorher in dem kleinen aber feinen Stadtmuseum kundig gemacht hat.

Besonders auffällig ist das Reiterstandbild Williams III auf dem Markt. Es ist eine private Stiftung aus dem achtzehnten Jahrhundert, aus Blei gegossen und einer entsprechenden Statue Marc Aurels am Kapitol in Rom nachempfunden.

Viele ökologisch wertvolle Flächen sind geschützt und die öffentlichen Anlagen gepflegt. Es gibt ein Heidefeld mit einem großen Teich, der bei Frost zum Schlittschuhlaufen einlädt. Etwas ganz besonderes sind die Heilpflanzen, die im Physic Garden gesammelt sind, einem Ort der Ruhe mitten in der Stadt.

Obwohl Petersfield inzwischen eine Wohn-Stadt für Pendler geworden ist, die in London oder den Küstenmetropolen arbeiten, so gibt es doch im Ort bei 577 Arbeitgebern etwa 9000 Arbeitsplätze. Darin sind die zahlreichen Schulen aller Art eingeschlossen. So pendelt auch eine große Personenzahl nach hier ein.

Kein Wunder, dass hier ein reges kulturelles Leben blüht. Mehrere Theatergruppen sorgen in der großen Mehrzweckhalle für Darbietungen der verschiedensten Art, bis hin zu Musicals wie My fair Lady. Entsprechend gibt es Orchestervereine und Chöre und eine weitgefächerte Volkshochschule. Es finden sich auch alle Möglichkeiten zur sportlichen Bewegung, vom Radfahren und Schwimmen bis hin zum Segelflug.

Nach allem möchte man Petersfield fast himmlische Attribute zuschreiben. Wohl deshalb dominieren auf der neuen Flagge der Stadt zwei große gekreuzte Petrusschlüssel, als Zeichen dafür, dass die Einwohner ihr Paradies nicht allein genießen wollen und die Pforten der Stadt weit aufgesperrt sind für alle Freunde. Und wir dürfen uns glücklich schätzen, dazu zu gehören.
Dr. Theo Höchst